Original-Research: Berentzen-Gruppe AG - von Montega AG
Einstufung von Montega AG zu Berentzen-Gruppe AG
Unternehmen: Berentzen-Gruppe AG
ISIN: DE0005201602
Anlass der Studie: Update
Empfehlung: Kaufen
seit: 20.02.2024
Kursziel: 12,00 EUR
Kursziel auf Sicht von: 12 Monaten
Letzte Ratingänderung: -
Analyst: Nils Scharwächter, Tim Kruse (CFA)
HIT-Feedback sowie Key Takeaways aus dem Strategie-Update
'Building Berentzen 2028'
Im Rahmen der 11. Hamburger Investorentage (HIT) hat die
Berentzen-Gruppe AG erstmals ihre überarbeitete Konzernstrategie
präsentiert und hierbei konkrete quantitative Mittelfristziele
kommuniziert. Darüber hinaus vermeldete das Unternehmen vorläufige
Finanzkennzahlen für 2023, die u.E. sowohl die Notwendigkeit als
auch das Timing dieses strategischen Updates stützen.
'Building Berentzen 2028' als Reaktion auf ein anhaltend
herausforderndes Marktumfeld - vorläufige Finanzkennzahlen: Zum
Ende 2023 standen Umsatzerlöse i.H.v. von 185,6 Mio. Euro zu Buche,
was einer Steigerung von 6,6% yoy entspricht, jedoch vorwiegend auf
Preiseffekte zurückzuführen ist. Zwar konnten seit August erstmals
wieder die sukzessive durchgesetzten Preiserhöhungen die
gestiegenen Inputkosten kompensieren, wodurch sich das
Ergebnisniveau in der zweiten Jahreshälfte stärker erholte als von
uns angenommen (2023-EBIT: 7,7 Mio. EUR vs. MONe: 7,1 Mio. EUR).
Dahingegen dürften wir die Auswirkungen des spürbar gestiegenen
Zinsumfelds in unseren Prognosen bisher unterschätzt haben, was
entsprechend eine Anpassung unserer Erwartungen an das EPS sowie an
die Dividende zur Folge hat. Zum Q3-Bericht hatte die
Berentzen-Gruppe über die Inanspruchnahme einer Option zur
Erweiterung der Konsortiallinie informiert, die wir bereits
entsprechend berücksichtigt hatten (+9,9 Mio. EUR; Rückzahlung bis
Ende 2026). Wie der Meldung zu den vorläufigen 2023-Zahlen jedoch
zu entnehmen ist, führte das erhöhte Zinsniveau neben den
gestiegenen Finanzverbindlichkeiten ggü. Kreditinstituten
insbesondere zu höheren Zinsaufwendungen beim Factoring
('signifikante Steigerung der gesamten Finanzierungskosten').
Insgesamt erwarten wir für 2023 den Peak im Zinsaufwand bei nun 5,3
Mio. EUR. In Kombination mit dem IAS 29-Effekt (MONe: -1,2 Mio.
EUR), wonach die Türkei als Hochinflationsland klassifiziert wird,
belastet das Finanzergebnis den JÜ deutlich, der nach unseren
Prognosen lediglich 0,8 Mio. EUR betragen dürfte (EPS: 0,09EUR;
Dividende: 0,05 EUR je Aktie vs. zuvor: 0,27 EUR bzw. 0,14
EUR).
Bevor wir unsere Planung für die Folgejahre umfassend
überarbeiten werden, warten wir weitere Details und insbesondere
den Ausblick für 2024 ab, der im Rahmen der
Geschäftsberichts-Veröffentlichung am 28.3. kommuniziert werden
dürfte. Angefangen mit der Darstellung des quantitativen Zielbilds
für 2028 folgt eine Zusammenfassung der vier strategischen
Fokusfelder, die den Weg zu den 2028-Zielgrößen ebnen sollen.
Zielbild 2028: Wenngleich zur Erreichung die Umsetzung
zahlreicher Maßnahmen noch aussteht, hat Berentzen das
Mittelfristziel recht deutlich formuliert, was wir aus
Transparenzgesichtspunkten befürworten. Demnach avisiert die Gruppe
bei einem Top Line-Niveau von 235 Mio. EUR ein EBITDA i.H.v. 28 Mio
EUR (EBITDA-Marge: 12%) sowie ein EBIT von 18 Mio. EUR (EBIT-Marge:
8%). Gegenüber den derzeitigen Niveaus impliziert dies eine
deutliche Margenexpansion (ggü. 2023e: +3,3 PP bzw. +3,9 PP).
Portfoliobereinigung ausstehend - Steigerung der
(Fokus-)Markenwerte: Wenngleich bereits in der Konzernstrategie von
2018/19 dieselben Fokusmarken definiert wurden (Berentzen,
Puschkin, Mio Mio), soll von nun an die Vermarktung deutlich
aggressiver erfolgen, denn bisher wurde die starke Entwicklung
dieser auf Konzernebene von margenschwächeren Produkten
konterkariert (vgl. Comment vom 26. Oktober).
Das Management kündigte daher an, in eine Analysephase
überzuleiten, in der das Portfolio kritisch unter der Maßgabe der
Profitabilität geprüft wird. So sollen bestehende Kapazitäten durch
Portfoliobereinigungen freigesetzt und in der Folge auf die
Fokusmarken gerichtet werden. Besonderer Fokus dürfte u.E. hierbei
auf dem Segment der alkoholfreien Getränke liegen, was im Rahmen
der HIT-Präsentation auch von Oliver Schwegmann (CEO) bestätigt
wurde. Bis zum Jahr 2028 sollen die strategischen Fokusmarken für
knapp 90% des Wachstums stehen. Sowohl für Berentzen und Puschkin
(CAGR 23-28e: 12,5%) als auch für Mio Mio (CAGR 23-28e: 16,0%) wird
in den nächsten Jahren weiterhin eine deutliche Outperformance des
jeweiligen Gesamtmarktes erwartet (3,1% bzw. 1,8%). Demnach soll
Mio Mio in 2028 für 71% der Segmentumsätze stehen, während es in
2018 noch 15% und in 2023e voraussichtlich 41% waren. Durch die
damit einhergehende stärkere Positionierung soll die
Verhandlungsmacht ggü. den LEH-Partnern deutlich zunehmen, was sich
in der jüngsten Vergangenheit als eine der Kernherausforderungen
darstellte. So konnten die enormen Kostensteigerungen auf der
Inputseite nur sukzessive weitergereicht werden, was die
Margensituation zeitweisesignifikant belastete.
Steigerung der Vertriebsaktivitäten und signifikante Erhöhung
des Marketings: Um sich zukünftig noch stärker beim Listing der
LEH-Regalplätze zu positionieren, wurden die eigenen
Vertriebsstrukturen neu definiert. Bis 2028 soll das Sales-Team um
jährlich fünf neue Mitarbeiter erweitert und somit in der
Endausbaustufe auf rd. 60 verdoppelt werden, wodurch u.a. das
derzeit vorhandene Nord-Süd-Gefälle verringert werden soll. Die
aggressivere Vermarktung der Fokusmarken dürfte neben der
Vertriebsoptimierung von der signifikanten Erhöhung der
Marketingausgaben profitieren. So avisiert die Gruppe, das
Marketingbudget um jährlich 1,0 Mio. EUR aufzustocken, was bis 2028
einer Verdreifachung gleichkommt.
Private Label-Spirituosen als Differenzierungsfaktor für den LEH
hochattraktiv: Mit PABST&RICHARZ vereint die Berentzen-Gruppe
die Herstellung von eigenen Markenspirituosen und dem Private
Label-Bereich in verschiedensten Preiskategorien. Zuletzt führte
die inflationsgetriebene Konsumzurückhaltung dazu, dass die
Nicht-Markenprodukte - insbesondere im Preiseinstiegsbereich -
deutlich an Marktanteilen (H1/23: 45,9%; +3,4PP yoy) gewannen. So
verzeichnete das Unternehmen in diesem Jahr erneut einen deutlichen
Top Line-Anstieg der Private Label-Spirituosen um knapp 15% yoy auf
insgesamt 76,6 Mio. EUR (>40% des Konzernumsatzes). Berentzen
hält im Niedrigpreisbereich dank effizienter Produktionsprozesse
bereits die Kostenführerschaft, wohingegen sich die Gruppe im
Medium- bzw. Premium-Segment insbesondere auf das Verhältnis aus
Preis zu Leistung bei hohen Qualitätsversprechen positioniert.
Zukünftig sollen weitere Maßnahmen zur Effizienzsteigerung die
Vorteile ggü. Wettbewerbern ausbauen. Im Wesentlichen stehen hier
die Innovationskraft bzw. Agilität in der Produktentwicklung sowie
die Prozessoptimierung (u.a. automatisierte Produktionslinien,
effiziente Supply Chain) als Treiber im Vordergrund.
Weg für die 'New Ventures' zur Fokusmarke ebnen: Neben den
Fokusmarken verfügt die Gruppe über sog. 'Satelliten'-Sparten, die
sowohl attraktive Wachstumsaussichten aufweisen und sich zudem
durch ein inhärent profitables Geschäft selbst tragen. Im
Vordergrund steht hier das Frischsaftsegment mit Citrocasa, was
zuletzt jedoch nicht an die Zuwachsraten des Vorjahres anknüpfen
konnte (2023e: 6,4% yoy vs. 2022: 22,5% yoy). Wir gehen erneut
davon aus, dass der Verkauf von Orangen und Flaschen die vermutlich
nach wie vor gehemmte Investitionsbereitschaft der LEH-Partner in
neue Saftmaschinen überkompensierte, wodurch das ausgewiesene
Umsatzplus verzeichnet werden konnte. Mit Blick nach vorn
profitiert der Bereich in Summe von der strukturell steigenden
Nachfrage nach gesunder Ernährung, wodurch sich Kategorien wie
Smoothies und Fruchtsäfte weiter auf dem Vormarsch befinden
dürften. In 2024 sollte Citrocasa durch eine Wiederbelebung der
Investitionsbereitschaft der Händler, den Launch einer neuen
Maschinengeneration in Q2 sowie einer Neuausrichtung der eigenen
Vertriebsteams für das Deutschlandgeschäft wieder zurück auf den
Wachstumspfad gebracht werden.
Fazit: Die Berentzen-Gruppe hat mit dem Strategie-Update das
mittelfristige Zielbild für 2028 skizziert und wird von nun an in
eine intensive Analysephase übergehen, wo Prozesse, Produkte und
Marken unter der Prämisse der Profitabilität auf den
Prüfstandgestellt werden. Die aufgeführten Profitabilitätstreiber
sind u.E. allesamt nachvollziehbar und dürften mittelfristig das
Potenzial einer Neubewertung bieten. Hierzu bleibt jedoch
abzuwarten, welche Umsetzungsgeschwindigkeit sich in den kommenden
Monaten abzeichnen wird. Der Ausblick für das Jahr 2024 dürfte
hierzu eine erste Indikation liefern, auf dessen Basis wir unser
Modell überarbeiten werden. Erwähnenswert ist zudem, dass Berentzen
von Ecovadis erneut für ihre ESG-Aktivitäten mit der Gold-Medaille
ausgezeichnet wurde, damit mittlerweile zu den besten 2% der
100.000 betrachteten Unternehmen zählt und die umfassende
ESG-Strategie u.E. in dieser Unternehmensgrößenordnung
ihresgleichen sucht. Wir halten an unserer Kaufempfehlung sowie
vorerst unserem Kursziel fest.
+++ Diese Meldung ist keine Anlageberatung oder Aufforderung zum
Abschluss bestimmter Börsengeschäfte. Bitte lesen Sie unseren
RISIKOHINWEIS / HAFTUNGSAUSSCHLUSS unter http://www.montega.de
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Über Montega:
Die Montega AG ist eines der führenden bankenunabhängigen
Researchhäuser mit klarem Fokus auf den deutschen Mittelstand. Das
Coverage-Universum umfasst Titel aus dem MDAX, TecDAX, SDAX sowie
ausgewählte Nebenwerte und wird durch erfolgreiches Stock-Picking
stetig erweitert. Montega versteht sich als ausgelagerter
Researchanbieter für institutionelle Investoren und fokussiert sich
auf die Erstellung von Research-Publikationen sowie die
Veranstaltung von Roadshows, Fieldtrips und Konferenzen. Zu den
Kunden zählen langfristig orientierte Value-Investoren,
Vermögensverwalter und Family Offices primär aus Deutschland, der
Schweiz und Luxemburg. Die Analysten von Montega zeichnen sich
dabei durch exzellente Kontakte zum Top-Management, profunde
Marktkenntnisse und langjährige Erfahrung in der Analyse von
deutschen Small- und MidCap-Unternehmen aus.
Die vollständige Analyse können Sie hier downloaden:
http://www.more-ir.de/d/28943.pdf
Kontakt für Rückfragen
Montega AG - Equity Research
Tel.: +49 (0)40 41111 37-80
Web: www.montega.de
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Herausgeber bzw. Ersteller der Studie verantwortlich. Diese Meldung
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